Niederösterreichs Eltern gaben 25,1 Millionen für Nachhilfe aus

St. Pölten (OTS) – Drei von zehn Schüler:innen in Niederösterreich
nahmen im Laufe des
letzten Schuljahres Nachhilfe oder Lernhilfe in Anspruch. Die Eltern
gaben dafür pro Kind durchschnittlich 790 Euro aus und sehen sich
nicht nur finanziell überfordert. „Lernen und Üben muss in der Schule
stattfinden und darf nicht von den zeitlichen und finanziellen
Ressourcen der Eltern abhängen“, sagt AK Niederösterreich-Präsident
und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser.

54.000 niederösterreichische Schüler:innen benötigten während der
Sommerferien 2024 und im darauf folgenden Schuljahr Nachhilfe oder
Lernhilfe. Rund 31.000 Schüler:innen (57 Prozent) nahmen bezahlte
Nachhilfeangebote in Anspruch, wofür Familien in Niederösterreich
25,1 Millionen Euro ausgaben. Nur rund 14.000 Schüler:innen (26
Prozent) konnten auf kostenlose, an Schulen angebotene Lernhilfen
zurückgreifen. Rund 17 Prozent der Kinder hatte unbezahlte private
Nachhilfe.

Eltern fühlen sich überfordert

Mehr als die Hälfte jener Eltern, die für die Nachhilfe bezahlen
mussten, gaben an, dass sich diese Kosten für sie spürbar bis stark
belastend auswirken. Tatsächlich ist der Bedarf an Nachhilfe noch
höher, als in Anspruch genommen wird. Das führt dazu, dass zwei
Drittel der Eltern mit ihren Kindern mindestens einmal oder mehrmals
wöchentlich selbst lernen. Der überwiegende Teil der betroffenen
Eltern sieht sich dadurch zeitlich stark belastet und zudem
inhaltlich überfordert.

Chancengleichheit muss gegeben sein

„Bezahlte Nachhilfe ist für viele Familien nicht leistbar und so
verringern sich die Bildungschancen dieser Kinder. Deshalb muss
Lernen und Üben in der Schule stattfinden“, resümiert AK
Niederösterreich-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser.

Reform der „Angstfächer“ gefordert

Im Ranking der „Angstfächer“ hat Mathematik traditionell die Nase
vorn. 63 Prozent aller Nachhilfemaßnahmen beziehen sich auf dieses
Fach, gefolgt von Deutsch (35 Prozent) und zunehmend auch
Fremdsprachen (27 Prozent). Eine Reform bei den Inhalten der
Lehrpläne beziehungsweise der Vermittlung des Unterrichtsstoffes ist
laut Arbeiterkammer besonders in diesen Fächern dringend notwendig.
Sie sorgen für zusätzlichen Druck, mindern den generellen Schulerfolg
und betroffene Schüler:innen verbinden den Lernort Schule zunehmend
mit negativen Gefühlen. Weitere Forderungen:

Schulen mit besonderen Herausforderungen sollen im Sinne der
Chancengleichheit durch die rasche Umsetzung des im
Regierungsprogramm angekündigten Chancenbonus gefördert werden.

Mehr Personalressourcen in Schulen, damit der Stoff ausreichend
erklärt und geübt werden kann.

In Niederösterreich muss der Ausbau von Nachmittagsbetreuungs-
und Ganztagsschulangeboten mit entsprechend qualifiziertem Personal
vorangetrieben werden.

Mehr Budget für Schulen, damit alle Schüler:innen mit guten und
ausreichenden Lernmaterialien versorgt sind.

Mit kostenlosen Angeboten wie Lerncamps in den Ferien sowie
finanziellen Maßnahmen wie dem Schulstartgeld und der Erhöhung der
Schüler:innenbeihilfe sollen Familien entlastet werden.

Zur Studie:

Das Sozial- und Meinungsforschungsinstitut IFES hat im Auftrag
der Arbeiterkammer bundesweit eine repräsentative Studie bei Eltern
von Schulkindern (ausgenommen Berufsschulen, Schulen im
Gesundheitswesen, Akademien) zum Thema „Nachhilfe“ durchgeführt.

Erhebungszeitraum: Mitte Februar bis Anfang Mai 2025

Methode: Telefonische Befragung und Online-Interviews

Stichprobe bundesweit : 4.998 Schulkinder in 3.305 Haushalten

Stichprobe NÖ: 711 Schulkinder in 450 Haushalten

Details zur Studie: https://noe.arbeiterkammer.at/nachhilfekosten

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