Wien (OTS) – Kann es ein Miteinander von Natur und Zivilisation
geben, selbst wenn
scheinbar für beide gemeinsam kaum noch Platz ist? Im Alpenrheintal
will man beweisen, dass so ein Zusammenleben funktionieren kann. Mit
vielen kleinen Schritten der Renaturierung sollen sich für Tiere und
Pflanzen alte und neue Lebensräume eröffnen und diese langfristig
abgesichert werden. Jahrhundertelang hat der Mensch das Alpenrheintal
seinen eigenen Bedürfnissen entsprechend umgestaltet. Nicht nur ein
fast vollständig regulierter Rhein zeugt davon. Doch nun findet ein
Umdenken statt. Das Alpenrheintal wird wieder wilder und natürlicher.
Die neue „Universum“-Dokumentation „Das Alpenrheintal – Wo sich die
Natur neu erfindet“ von Mario Kreuzer und Leander Khil zeigt am
Dienstag, dem 14. Oktober 2025, um 20.15 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON,
wie eine der schönsten Regionen Österreichs auch für ihre tierischen
Bewohner zukunftsfit gemacht werden soll.
Der Alpenrhein beginnt da, wo sich Vorderrhein und Hinterrhein
vereinen. Entlang seines etwa 90 Kilometer langen Verlaufs bildet der
Fluss stellenweise eine natürliche Grenze zwischen der Schweiz,
Liechtenstein und Österreich. Dann ergießt sich der Alpenrhein in den
Bodensee. Hier, im Rheindelta, versammeln sich im Herbst unzählige
Zugvögel auf Nahrungssuche. Selten gewordene Brachvögel und
Zigtausende Enten finden im Wasser eine reich gedeckte Tafel und
werden selbst zur Beute des Wanderfalken. Der Mensch hat an dieser
Stelle aus dem Schotter, den der Fluss aus den Alpen unaufhörlich
bringt, Kiesbänke geschaffen, um den Besuchern ausreichend Rastplätze
zu bieten. Im Frühling kehren die letzten verbleibenden Kiebitze ins
Auer Ried zurück. In ganz Europa gehen die Zahlen dieser Watvögel
seit Jahrzehnten zurück. Im Alpenrheintal wird der prächtige
Wiesenvogel heute vom Menschen vor Menschen streng geschützt, um die
letzten Bestände zu erhalten. Gegen ein hungriges Hermelin sind
solche Maßnahmen nur bedingt erfolgreich, doch die Kiebitze gehen bei
drohender Gefahr sofort zum Angriff über.
Biber verschwanden Anfang des 19. Jahrhunderts aus weiten Teilen
Europas. Im Alpenrheintal legten Wiederansiedlungsprojekte den
Grundstein für ein erfolgreiches Comeback. Heute fällen sie hier
wieder Bäume, stauen kleine Gewässer auf und schaffen damit
Lebensräume für andere Tiere. Der Mensch hat sich ein Beispiel an den
großen Nagern genommen und schließt nun in Naturschutzgebieten manche
Entwässerungskanäle, um wichtige Rückzugsorte für gefährdete Arten zu
ermöglichen. Geburtshelferkröten, Flussseeschwalben, Zauneidechsen
und rar gewordene Schmetterlinge – sie alle profitieren von gezielten
Schutzmaßnahmen, die in sich greifen und die verbleibenden
Naturflächen im Alpenrheintal sichern sollen.
Naturfilmer Mario Kreuzer bringt es auf den Punkt: „Die vielen
Herausforderungen der Zukunft können manchmal überwältigend
erscheinen. Im Alpenrheintal hat man einen Weg gefunden, die
Bevölkerung bei den Naturschutzmaßnahmen einzubinden und viele kleine
Schritte zu setzen, die als Ganzes eine große Wirkung haben können.“
Auch Biologe und Drehbuchautor Leander Khil ist von den Bemühungen
angetan, mahnt aber: „Die Bestände mancher Vogelarten sind hier schon
so klein, dass man sich fragen muss, wie lange das noch gut geht. Ich
hoffe, die engagierten Kräfte setzen sich durch und können
Brachvogel, Kiebitz und Braunkehlchen retten.“
In beeindruckenden Aufnahmen präsentiert diese neue „Universum“-
Dokumentation die Schätze einer Grenzregion, in der auch die Natur an
ihre Grenzen stößt. Der Versuch, manche Fehler der Vergangenheit
wieder rückgängig zu machen und dem Rhein, den umliegenden
Lebensräumen und deren Bewohnern wieder Platz zu geben, könnte auch
international als Beispiel dienen – denn schon jetzt zeigt sich, dass
viele kleine Schritte ganz Großes bewirken können.
Der Film entstand als Koproduktion von ORF, SRF und PKM
Filmproduktion mit freundlicher Unterstützung von Carinthia Film
Commission und Land Vorarlberg in Zusammenarbeit mit ORF-Enterprise.



