Wien (OTS) – Königinnen, Prostituierte, Detektivinnen oder Göttinnen:
Helen Mirren
gehört zu jenen Schauspielerinnen, die sich in jede Figur verwandeln
können, ohne sich dabei zu verbiegen. Ihre Darstellungen sind so
glaubwürdig, dass sie manchmal sogar die Wahrnehmung der Wahrheit
verschieben. In ihrer Oscar-gekrönten Rolle als „Queen“ genügte eine
einzige Träne, um den Blick auf die oft als gefühlskalt geltende
Elizabeth II zu verschieben. Anlässlich ihres 80. Geburtstages zeigt
der ORF die Dokumentation „Helen Mirren – Eine königliche
Schauspielerin“ von Regisseur Nicolas Maupied – als „kulturMontag
Spezial“ am 18. August 2025 um 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON. Ein
filmisches Porträt über das Leben und Wirken einer Frau, die nie
einfach nur spielt, sondern eine Haltung verkörpert. Anschließend ist
die Kinoproduktion „Die Frau in Gold“ von Simon Curtis aus dem Jahr
2015 über den Restitutionskrimi rund um das berühmte Gemälde „Goldene
Adele“ von Gustav Klimt zu sehen. Mirren verkörpert darin die Rolle
der US-Amerikanerin Maria Altmann, die als rechtmäßige Erbin mehrerer
Klimt-Werke Besitzansprüche auf das goldene Bildnis ihrer Tante, der
Industriellengattin Adele Bloch-Bauer – anmeldet und sich auf einen
langwierigen Rechtsstreit mit der Republik Österreich einlässt.
Mehr zum Inhalt der Dokumentation „Helen Mirren – Eine königliche
Schauspielerin“
Schon als junge Frau war Helen Mirrens Leben von Widersprüchen
geprägt. Aufgewachsen in England als Tochter russischer Exil-Adeliger
und überzeugter Kommunisten, wurde sie auf eine katholische Schule
geschickt. Entschlossen, ihren eigenen Weg einzuschlagen, ging sie
mit 18 heimlich zum Vorsprechen, mit 20 spielte sie bereits Kleopatra
und entwickelte sich zu einer der profiliertesten Shakespeare-
Darstellerinnen am Theater.
Mirren ist nicht nur Film- und Fernsehstar, sondern auch eine
Theaterikone, die als einzige Schauspielerin die drei wichtigsten
Schauspielpreise gewonnen hat: den Oscar, den Emmy Award und den Tony
Award – die sogenannte „Triple Crown of Acting“. Sowohl auf der Bühne
als auch vor der Kamera spielt die Britin starke, komplexe Frauen,
die machtvoll mit ihrer sexuellen Energie umgehen. Wegen ein paar
freizügiger Performances, etwa als junges Nacktmodell eines Malers in
„Das Mädchen vom Korallenriff“ („Age of Consent“, 1969) oder als
Prostituierte in „Zerstörte Liebe“ („Hussy“, 1980), stempelte sie die
britische Boulevard-Presse zum „Sex-Symbol“. Diesen und anderen
sexistischen Angriffen begegnete sie mit Widerstand und Humor. Zum
Objekt hat sich Helen Mirren nie machen lassen. „Ich musste nicht
Feministin werden – das war ich schon mit zwei Jahren“, sagte sie
einmal. Dafür räumt sie freimütig ein, keinerlei mütterliche
Instinkte zu haben.
Nachdem eine Hollywood-Karriere zunächst ausgeblieben ist, gelang ihr
ausgerechnet mit einer Fernsehrolle im Film „Heißer Verdacht“ der
internationale Durchbruch. 2003 wurde sie von Königin Elisabeth II.
zur Dame ernannt. Vier Jahre später schlüpfte sie in Stephen Frears
Film „The Queen“ in die Rolle der Monarchin und wurde dafür mit dem
Oscar als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet.
Die Dokumentation von Nicolas Maupied verzichtet auf Off-Kommentare
und Einordnungen von außen. Sie überlässt Helen Mirren selbst das
Wort – in Interviews, Filmszenen und Archivaufnahmen. Das Resultat
ist das Porträt einer Frau, die mehr ist als nur eine Leinwandikone:
unbequem, charmant, scharfzüngig, selbstbestimmt – und dabei immer
ganz bei sich.