Wien (PK) – Alte Menschen, die auf der Parkbank sitzen und Tauben
füttern, beim
Kaffeekränzchen Karten spielen oder die Wartezimmer von Arztpraxen
füllen – solche Bilder entstehen immer noch in den Köpfen vieler,
wenn sie an das Thema Alter denken. Mit dem Lebensalltag und dem
Lebensbild von Seniorinnen und Senioren hat das allerdings meist
wenig zu tun, heute noch weniger als früher. Um gegen solche
Stereotype anzukämpfen und Bewusstsein für die vielfältige
Lebensrealität von Seniorinnen und Senioren zu schaffen, haben der
Österreichische Seniorenrat und der Österreichische Journalistenclub
(ÖJC) vor einigen Jahren die sogenannten a·g·e Awards ins Leben
gerufen. In drei Kategorien – Medien, Arbeitswelt und Gesellschaft –
werden jedes Jahr positive Beispiele vor den Vorhang geholt und
ausgezeichnet. Bekannt gegeben wurden die Preisträgerinnen und
Preisträger auch heuer wieder im Parlament: Ihnen wurden gestern in
einer Feier Pokale und Urkunden überreicht.
Erhalten haben die diesjährigen a·g·e Awards Constanze Griessler
für ihre am 14. Mai 2025 auf 3sat ausgestrahlte Dokumentation „X Y Z
– Die Generationenlüge“ (Kategorie Medien), die Canon Medical Systems
GmbH für ihr unternehmensweit implementiertes Konzept einer
altersgerechten Personalpolitik (Kategorie Arbeitswelt) und die
Website wir-bestager.jetzt, die sich an Menschen ab 50 richtet und
das Älterwerden als aktive und positive Lebensphase zeigt (Kategorie
Gesellschaft).
Arbeiten im Alter
Ein besonderer Fokus bei der heurigen Vergabe der a·g·e Awards
wurde auf das Thema „Arbeiten im Alter“ gelegt, wie Moderatorin
Heilwig Pfanzelter ausführte. Dieses Thema schnitten auch die beiden
Präsidentinnen des Seniorenrats Birgit Gerstorfer und Ingrid Korosec
in ihren Statements an. Wer über 50 sei, werde auf dem Arbeitsmarkt
oft so behandelt, als hätte er eine abgelaufene Garantie, beklagte
Gerstorfer. Dabei habe Erfahrung „kein Ablaufdatum“. Zudem hob sie
Loyalität, Überblick, Gelassenheit, Menschlichkeit und hohe
Zuverlässigkeit als typische Eigenschaften älterer Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmern hervor. Wenn in altersgemischten Teams Erfahrung
auf Neugier oder Routine auf Mut treffen, würde das überdies das
Miteinander fördern.
„Die Jungen laufen schneller, aber wir kennen die Abkürzungen“,
stieß Co-Präsidentin Korosec ins selbe Horn. Erfahrung treffe auf
frische Ideen, Geduld auf Neugier und Wissen auf digitale Kompetenz,
wenn jüngere und ältere Beschäftigte zusammenarbeiten. Um den
„wertvollen Expertenpool“ zu nutzen, seien aber mehr altersgerechte
Arbeitsplätze nötig, mahnte Korosec. Hier sieht sie sowohl die
Unternehmen als auch die Sozialpartnerschaft gefordert. Es brauche
„einen Schulterschluss zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern“ sowie
Unternehmen, die ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
wertschätzten.
Generell merkte Gerstorfer an, Altersdiskriminierung sei „kein
Nischenthema“, sondern allgegenwärtig. Allerdings habe sich in den
letzten Jahren schon viel getan, meinte Korosec, etwa in den Medien.
Medien würden das Bild, das sich jemand von älteren Menschen mache,
nachhaltig beeinflussen, sowohl positiv als auch negativ. Für Korosec
ist jedenfalls klar, dass eine ältere Gesellschaft auch reicher wird:
reicher an Wissen, an Erfahrung und an Lebensgeschichten.
Stöger: Medien und Publikum müssen Quellen prüfen
Auf die Bedeutung der Medien wies ÖJC-Präsident und Jury-
Vorsitzender Christian Stöger hin. Medien seien nicht einfach
Berichterstatter, sondern die „Hüter der Freiheit“, meinte er. Sie
würden „die Mächtigen dieser Welt kontrollieren“ und „Stimmenlosen
eine Stimme geben“. Dabei sei aber „Achtsamkeit“ gefordert, und zwar
nicht nur auf Seiten der Journalistinnen und Journalisten. Auch
Konsumentinnen und Konsumenten von Nachrichten sollten sich fragen,
woher eine Meldung komme und ob sie der Information oder der
Desinformation diene. Eine „absolute Wahrheit“ gebe es nicht, betonte
Stöger, seriöser Journalismus unterscheide aber Fakten von
Falschmeldungen und wolle „aufklären und nicht aufhetzen“. Auch wenn
es um das Thema Alter gehe, gelte es, „die Welt so wahrhaftig wie
möglich zu zeigen“.
Eröffnet hatte die Veranstaltung Parlamentsvizedirektorin Susanne
Janistyn-Novak. In Vertretung von Nationalratspräsident Walter
Rosenkranz erinnerte sie daran, dass mit der vierten Verleihung der a
·g·e Awards im Parlament eine gute Tradition fortgesetzt werde, die
bereits 2011 mit der jährlichen Verleihung der Seniorenrose und der
Seniorennessel begonnen habe. Es gehe darum, Alter ein Stück weit neu
zu denken sowie Barrieren und Vorurteile zwischen den sogenannten
Alten und sogenannten Jungen abzubauen, betonte sie.
Die Preisträgerinnen und Preisträger
Die Gewinnerin des a·g·e Awards in der Kategorie Medien Constanze
Griessler hat sich in ihrer Dokumentation „X Y Z – Die
Generationenlüge“ mit Medienstereotypen, Alter und
Altersdiskriminierung auseinandergesetzt und aufgezeigt, wie mediale
Mechanismen Klischees und Vorurteile festigen und zu
gesellschaftlichen Ungleichheiten führen können. Neben ihr waren in
der Kategorie Medien das von Veronika Pelikan gegründete Online-
Portal www.wechselweise.net als Plattform für die Themen Wechseljahre
und Lebensmitte, sowie die Radioreportage „Alt, arm, weiblich – Wenn
die Pension nicht reicht“ von Veronika Mauler für das Ö1-Journal
Panorama nominiert.
Die Canon Medical Systems GmbH wurde unter anderem für
generationsgemischte Teams, flexible Beschäftigungsmodelle sowie die
aktive Einbindung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über das
Pensionsalter hinaus in Innovationsprozesse mit dem a·g·e Award in
der Kategorie Arbeitswelt ausgezeichnet. Das Erfolgsmodell zeige, wie
altersgerechte Personalpolitik nicht nur für Unternehmen, sondern
auch für die Gesellschaft langfristigen Mehrwert schaffen könne,
heißt es in der Begründung der Jury. Neben Canon Medical Systems
waren in der engeren Auswahl: die gemeinnützige Organisation
she:works GmbH, die Frauen für ihren Karriereweg fördert und stärkt
und dabei gezielt auch Frauen in der Altersgruppe 50+ anspricht,
sowie die Lebensmittelkette Spar für das Projekt „Arbeiten, wann ich
will“ für pensionierte bzw. pensionsnahe Beschäftigte.
Die Website wir-bestagers.jetzt, Gewinnerin in der Kategorie
Gesellschaft, will aktive und neugierige „Best-Ager“ vernetzen und
bietet neben Informationen zu Gesundheit, Wohnen, Digitalisierung,
Reisen und Beruf einen Marktplatz für die Generation 50+. Für die
Gründung dieses Marktplatzes wurden Ulrike Ischler und Jörg Schaden
vor den Vorhang geholt. Überdies waren für diese Kategorie die
Ausstellung „Åhnlroas“ der Fotografin Catherine Ebser mit farbenfroh
inszenierten Porträts älterer Menschen und das Generationenhaus
Kleeblatt, ein Modellprojekt der oberösterreichischen Gemeinde Lengau
für generationenübergreifendes Wohnen auf dem Land, nominiert.
Auch heuer wieder kein „Autsch!“
Ausgewählt worden waren die Preisträgerinnen und Preisträger der
Awards von einer achtköpfigen Jury. Die Abkürzung „a·g·e“ steht für
„Alter gemeinsam erleben“. Möglich wäre es laut Vergaberichtlinien
auch gewesen, einen Negativpreis namens „Autsch!“ für
diskriminierende, herabwürdigende oder bewusst negative Darstellungen
älterer Menschen zu vergeben. Davon hat man aber auch heuer wieder
Abstand genommen. Die Jury habe keine derartige Verfehlung gefunden,
sagte Moderatorin Heilwig Pfanzelter, wobei sie „diesen Erfolg“ auch
auf die langjährigen Bemühungen der Seniorenorganisationen und des
Österreichischen Journalistenclubs zurückführt.
Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung im Parlament von der
Band „Little Big Family“ unter der Leitung von Christof Moser. (
Schluss) gs
HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung sowie eine Nachschau auf
vergangene Veranstaltungen finden Sie im Webportal des Parlaments .



