Zivilgesellschaft fordert mehr Menschlichkeit: „Jetzt ist die Zeit für weltweiten Zusammenhalt“

Wien (OTS) – “Während der humanitäre Bedarf und die Anzahl
schutzsuchender
Menschen weltweit explodieren, kürzen immer mehr Geberländer ihre
Budgets und schaffen damit eine neue Realität in der internationalen
Zusammenarbeit – auch Österreich. Immer weniger lebensrettende Hilfe
kommt im Sudan, im Gazastreifen und in anderen, oftmals
langanhaltenden und vergessenen Krisen an. Die Regierungen der
Geberländer dürfen nicht länger ignorieren, dass die Budgetkürzungen
in der Entwicklungspolitik und Humanitären Hilfe weitreichende Folgen
haben – letztlich auch für die eigenen Länder” , warnte Lukas Wank,
Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung , zum Auftakt des
Radkonvois der Menschlichkeit am Platz der Vereinten Nationen in
Wien.

Der Dachverband und zahlreiche seiner Mitgliedsorganisationen für
Humanitäre Hilfe, internationale Entwicklung und
entwicklungspolitische Inlandsarbeit zogen heute in Begleitung
weiterer zivilgesellschaftlicher Organisationen auf Fahrrädern durch
die Bundeshauptstadt. In einem Gastredebeitrag verwies Christoph
Pinter, UNHCR-Büroleiter in Österreich, auf Lehren, die es in der
internationalen Zusammenarbeit zu ziehen gelte, etwa aus der
Flüchtlingskrise 2015. Anschließend brach der Konvoi Richtung
Innenstadt auf.

Zwtl.: Zivilbevölkerung und von humanitären Helfer*innen in
Konfliktgebieten unter Druck

Vor dem Albert-Schweitzer-Haus – Forum der Zivilgesellschaft in
der Schwarzspanierstraße appellierte Andrea Reisinger,
Abteilungsleiterin Internationale Katastrophen und Krisen beim
Österreichischen Roten Kreuz , an die Regierung: “Das Humanitäre
Völkerrecht und die Genfer Konventionen bewahren die Menschlichkeit
in bewaffneten Konflikten. Alle Staaten haben sich nicht nur ihrer
Einhaltung verpflichtet, sondern auch dazu, diese durchzusetzen und
von anderen einzufordern. Zivilbevölkerung und humanitäre
Organisationen sind bedingungslos zu schützen! Doch immer wieder
werden humanitäre Helfer*innen im Einsatz getötet; in den letzten
Monaten waren darunter 31 Kolleg*innen des Palästinensischen Roten
Halbmondes, während sie anderen helfen wollten. Wie lange noch sollen
wir zusehen, wie das Humanitäre Völkerrecht ausgehöhlt wird? Die
österreichische Außenpolitik muss einen unmissverständlichen
Standpunkt zur Einhaltung der Regeln im Krieg einnehmen.”

Erich Fenninger, Geschäftsführer der Volkshilfe , zog Parallelen
zur Arbeit in Österreich. “Zivilgesellschaftliche Organisationen und
ihre freiwilligen Helfer*innen leisten Katastrophenschutz sowie
Wiederaufbau aus der Mitte der Gesellschaft heraus. Hierzulande wie
weltweit sind sie unverzichtbare Säulen im Sozial-, Gesundheits- und
Bildungsbereich. Sie stoßen notwendige Reformen an, um Ungleichheiten
langfristig abzubauen und das Wohlergehen aller Menschen sowie eine
lebenswerte Umwelt zu sichern. Weil jedoch ebendiese wichtige Arbeit
weltweit unter immensem Druck steht, brauchen wir mehr denn je eine
österreichische Regierung, die für eine Politik der Menschlichkeit
einsteht und das 0,7-Prozent-Ziel einhält” , so Fenninger.

Zwtl.: Österreich als stabiler Partner in Krisen und für
Klimagerechtigkeit

Eine Voraussetzung für eine lebenswerte Umwelt sei der
konsequente Kampf gegen die Klimakrise, gab Katharina Lehner,
Leiterin der Diakonie Katastrophenhilfe , zu bedenken.
“Naturkatastrophen treten heute viel häufiger und intensiver auf als
früher und verursachen großes Leid. Laut IFRC töten sie weltweit
jedes Jahr 67.000 Menschen – mehr, als in Villach oder Wels leben. 26
Millionen Menschen werden in die Armut getrieben und fast 200
Millionen Menschen sind durch sie gefährdet. Die meisten Betroffenen
leben im Globalen Süden, während der Globale Norden den Großteil der
Treibhausgase verursacht. Österreich soll durch stabile
Partnerschaften und eine verlässliche, langfristig gesicherte
Finanzierung zu weltweiter Klimagerechtigkeit beitragen, und somit zu
einer lebenswerten Umwelt für alle” , richtete sich Lehner an die
Regierung.

Zwtl.: Langfristige und inklusive Finanzierung als Schlüssel

Jacqueline Bungart, Expertin für Humanitäre Hilfe bei Licht für
die Welt , verwies bei der letzten Radkonvoi-Station am Platz der
Menschenrechte auf die Verantwortung der österreichischen Politik im
Kampf gegen globale Krisen, die etwa in der Strategie der Humanitären
Hilfe Österreichs und im kürzlich beschlossenen Dreijahresprogramm
der österreichischen Entwicklungspolitik 2025 bis 2027 verankert sei.
“Es ist ein erfreulicher Schritt, dass die relevanten Strategien die
inklusive Unterstützung von benachteiligten und gefährdeten Menschen
im Globalen Süden und in Krisengebieten stärker fördern. Die Krisen
treffen sie um ein Vielfaches härter, weshalb die Arbeit
österreichischer Organisationen und ihrer lokalen Partner*innen
insbesondere auf Frauen, Kinder, Menschen mit Behinderungen sowie
alte und kranke Menschen abzielt.”

Die Regierung sei gut beraten, die neue Realität in der
internationalen Zusammenarbeit bestmöglich zu nutzen, gab Andreas
Knapp, Generalsekretär Internationale Programme der Caritas
Österreich , abschließend zu bedenken. “Österreich hat jetzt die
Chance, sich in Krisenzeiten als verlässlicher und glaubwürdiger
Partner zu beweisen. Entscheidend dafür ist eine langfristig
abgesicherte Finanzierung, um entwicklungspolitische und humanitäre
Strategien wirksam umzusetzen. Wir fordern die Regierung – allen
voran Außenministerin Beate Meinl-Reisinger – auf, Budgetkürzungen zu
stoppen und angesichts der globalen Krisen die Mittel zu erhöhen.
Setzen Sie ein Zeichen für Menschlichkeit, und gewinnen Sie auch
andere Geberländer sowie die EU für diesen Weg: Jetzt ist die Zeit
für weltweiten Zusammenhalt.”

Die AG Globale Verantwortung bedankt sich bei ihrer
Mitgliedsorganisation Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs , deren
Kleinlaster den Radkonvoi anführte und den Sprecher*innen als Bühne
diente.

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