Wien (OTS) – Trotz einer Verringerung der erneuerbaren Erzeugung um
rund 17
Prozent im Vergleich zum Vorjahr bildeten erneuerbare Energiequellen
im Juni etwa 92 Prozent der Gesamteinspeisung.
Der Juni war geprägt von sehr warmen Temperaturen, sonnigen Tagen
und Trockenheit. Vor diesem Hintergrund – insbesondere aufgrund der
gegenüber dem Vorjahr geringeren Niederschläge – ging die erneuerbare
Erzeugung (4.309 GWh) in den Juni-Wochen 2025 (KW 23-26) um 17,3
Prozent zurück.
Während sowohl der Anteil der Windenergie (plus 4,6 Prozent
Anteil an den Erneuerbaren zu Juni 2024; 542 GWh Produktion im Juni
2025) als auch der Anteil der Photovoltaik-Einspeisung (plus 3,9
Prozent Anteil, 809 GWh Erzeugung) im Vergleich zum Vorjahres-Juni
anstieg, reduzierte sich der Anteil der Wasserkraft (minus 8,7
Prozent Anteil; 2.838 GWh Produktion).
Geringer Export-Saldo im Juni
Per Saldo ergab sich über den Gesamtmonat Juni in Österreich (
Regelzone APG*) ein Export in der Höhe von 275 GWh (auf Basis der
Fahrpläne), wobei an 20 Tagen bilanziell Strom ins Ausland exportiert
werden konnte. Auch im Vergleichsmonat Juni 2024 war Österreich
Export-Land, allerdings konnte damals an allen 30 Tagen ein
bilanzieller Stromexport verzeichnet und ein Export-Saldo in der Höhe
von 1.134 GWh erzielt werden. Der Hauptgrund lag in der im Vorjahr
ungewöhnlich hohen und im heurigen Juni besonders niedrigen
Laufwassereinspeisung.
Notwendigkeit von Redispatching
Um volatilen, erneuerbaren Strom nutzbar zu machen, braucht es
ein starkes Stromnetz, das den Strom dorthin transportiert, wo er
gebraucht wird. Um dabei Überlastungen im Stromnetz zu verhindern und
um die sichere Stromversorgung zu gewährleisten, werden mit
sogenannten Redispatch-Maßnahmen Überlastungen vermieden. Darunter
versteht man den gezielten und kontrollierten Einsatz von
Kraftwerken.
In diesem Zusammenhang entstanden im laufenden Jahr – wie auch
bereits in den Vorjahren –enorme Kosten. Mit 43,5 Millionen Euro
lagen diese Kosten im ersten Halbjahr 2025 um 4,5 Millionen über dem
Vergleichswert des letzten Jahres. Kosten, die der Stromkunde zahlen
muss und die das Fehlen von Netzkapazitäten widerspiegeln.
„Diese Zahlen wie auch die gesamtsystemische Betrachtung
veranschaulichen das Gebot der Stunde: Es gilt, die komplette
Wertschöpfungskette zu beurteilen – und nicht nur die
Erzeugungsseite. Nur im Zusammenspiel von einer kapazitätsstärkeren
Übertragungsnetzinfrastruktur, einem entsprechenden Ausbau der
Erneuerbaren, genügend Speicherkapazitäten, einer Digitalisierung des
Energiesystems und ausreichend Kraftwerksreserven kann die umfassende
Transformation hin zu einem zukunftsfähigen, resilienten und
effizienten energiewirtschaftlichen Gesamtsystem gelingen.“, betont
Christoph Schuh, Unternehmenssprecher der APG.
Neben den im Zusammenhang mit Redispatching-Maßnahmen anfallenden
Kosten und einem höheren CO2-Verbrauch führt Redispatching auch zum
„Abregeln“ erneuerbarer Kraftwerksproduktion. In diesem Zusammenhang
werden beispielsweise Wind- oder Laufwasserkraftwerke, die zu dieser
Zeit Strom produzieren, heruntergefahren, um Überlastungen im
Stromnetz zu vermeiden. Im ersten Halbjahr sind auf diese Art und
Weise durch Redispatch-Maßnahmen an 89 Tagen (Vergleich: 83 Tage bis
Ende Juni im Jahr 2024) 7.912 Megawattstunden Strom (und somit etwa
1.319 MWh durchschnittlich pro Monat) „verloren“ gegangen.
Die Notwendigkeit von Redispatching unterstreicht das dringende
Erfordernis stärkerer Netzkapazitäten, mit Hilfe derer der volatile,
erneuerbare Strom dorthin transportiert werden kann, wo er gebraucht
wird.
Energieaustausch im Bundesgebiet
Nur mit Hilfe eines kapazitätsstarken Übertragungsnetzes können
Stromüberschüsse der einzelnen Bundesländer österreichweit verteilt
und somit Defizite kompensiert werden.
Im Juni 2025 zeichnete sich im Energieaustausch innerhalb
Österreichs folgendes Bild: In Niederösterreich (287 GWh) und in
Oberösterreich (240 GWh) wurden die höchsten Energiemengen in das APG
-Netz eingespeist und damit österreichweit zur Verfügung gestellt.
Von Wien (457 GWh) und Kärnten (117 GWh) wurde der meiste Strom aus
dem APG-Netz bezogen.
Hohe Elektrifizierung
Das Ausmaß der Elektrifizierung aller Lebens- und
Wirtschaftsbereiche, mit welcher sich das Gesamtsystem Strom
konfrontiert sieht, wird unmittelbar sichtbar im hohen
Stromverbrauch. So wurden im Juni (KW 23-26) in Österreich (Regelzone
APG*) auf Basis der aktuell vorliegenden Daten 3.994 GWh Strom aus
dem öffentlichen Netz verbraucht**. Dies entspricht zwar einer
minimalen Verringerung um rund 3,9 Prozent gegenüber dem
Vorjahresmonat (4.155 GWh), bestätigt allerdings den generellen Trend
hin zur hohen Elektrifizierung.
* Die Regelzone APG umfasst ganz Österreich mit Ausnahme je eines
Korridors in Vorarlberg und Tirol.
** Dies ist der Strombezug aus dem öffentlichen Netz (inkl.
Netzverluste, ohne Pumpstrom) in der Regelzone APG. Darin ist der
Verbrauch, der durch eigenproduzierten PV-Strom gedeckt wird, nicht
enthalten.
Über Austrian Power Grid (APG) Als unabhängiger
Übertragungsnetzbetreiber verantwortet Austrian Power Grid (APG) die
sichere Stromversorgung Österreichs. Mit unserer leistungsstarken und
digitalen Strominfrastruktur, sowie der Anwendung von State-of-the-
art-Technologien integrieren wir die erneuerbaren Energien und
reduzieren somit die Importabhängigkeit, sind Plattform für den
Strommarkt, schaffen Zugang zu preisgünstigem Strom und bilden so die
Basis für einen versorgungssicheren sowie zukunftsfähigen Wirtschafts
– und Lebensstandort. Das APG-Netz erstreckt sich auf einer
Trassenlänge von etwa 3.500 km, welches das Unternehmen mit einem
Team von rund 1.000 Spezialist:innen betreibt, instand hält und
laufend den steigenden Anforderungen der Elektrifizierung von
Gesellschaft, Wirtschaft und Industrie anpasst. Über die
Steuerzentrale in Wien wird ein Großteil der insgesamt 67
Umspannwerke, die in ganz Österreich verteilt sind, remote betrieben.
Auch 2024 lag die Versorgungssicherheit, dank der engagierten
Mitarbeiter:innen, bei 99,99 Prozent und somit im weltweiten
Spitzenfeld. Unsere Investitionen in Höhe von 630 Millionen Euro 2025
(2024: 440 Mio., 2023: 490 Mio. Euro) sind Wirtschaftsmotor und
wesentlicher Baustein für die Erreichung der Energieziele
Österreichs. Insgesamt wird APG bis 2034 rund 9 Milliarden Euro in
den Netzaus- und Umbau investieren.